Weinstein-Frau Georgina ChapmanWusste sie wirklich von nichts?
von Tatjana Detloff
Georgina Chapman bricht ihr Schweigen. Doch was die Noch-Ehefrau von Harvey Weinstein sagt, wirft Fragen auf
Als sie jetzt erstmals öffentlich über das Ende ihrer Ehe mit Harvey Weinstein, 66, spricht, wirkt Georgina Chapman, 42, extrem angespannt. Immer wieder kommen ihr die Tränen.
Vorwürfe gegen Harvey Weinstein
"Fassungslos"habe sie die Ereignisse seit Anfang Oktober 2017 verfolgt. Damals wurden erste Vorwürfe gegen Weinstein laut – nach und nach meldeten sich immer mehr prominente Frauen. Es geht um sexuelle Belästigung bis hin zum Missbrauch. Die Enthüllungen von Stars wie Gwyneth Paltrow, Angelina Jolie oder Ashley Judd führten zur weltweiten #MeToo- Kampagne. Der Filmmogul ließ bereits Anfang Oktober eine Entschuldigung veröffentlichen und kündigte eine Auszeit an: Er wolle gegen seine "Dämonen" ankämpfen, so Weinstein.
Georgina Chapman: Fünf Kilo in fünf Tagen verloren
Die Frau, die 13 Jahre lang an seiner Seite war, schwieg indes. "Ich habe allein schon zwei Tage gebraucht, um mir über all das klar zu werden", sagt sie nun im Interview mit der US-"Vogue". Und weiter: "Als deutlich wurde, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt, habe ich gewusst, dass ich weg muss – mit den Kindern." In fünf Tagen habe sie damals fünf Kilo verloren. Sie habe sich "gebrochen und gedemütigt" gefühlt. Heute schwanke sie immer noch zwischen "Wut und Verwirrung". Tiefe Gefühle, die niemanden unberührt lassen.
"Da war ein Teil von mir, der schrecklich naiv war"
Trotzdem drängt sich die Frage auf, ob Georgina Chapman vom Treiben ihres Mannes so überrascht gewesen sein kann. "Ich habe keinerlei Verdacht gehegt, niemals", versichert sie, räumt in der Rückschau allerdings auch ein:"Da war ein Teil von mir, der schrecklich naiv war – ganz klar, so naiv." Ihre Ehe habe sie als glücklich empfunden, ihr Leben geliebt. Vielleicht so sehr, dass sie einfach nicht wissen wollte, worüber halb Hollywood schon länger tuschelte: dass der mächtige Produzent Harvey Weinstein Schauspielerinnen unter Druck setzte, ihm sexuell gefügig zu sein, und andere nötigte, bei öffentlichen Auftritten Kleider des Labels seiner Ehefrau zu tragen.
Scarlett Johansson unterstützt Marchesa
Im Sog des Weinstein-Skandals drohte die Firma Marchesa, die Georgina Chapman 2004 mit einer Freundin gegründet hatte, unterzugehen. Jetzt trug Hollywood-Megastar Scarlett Johansson bei der Met-Gala demonstrativ eine Marchesa Robe. Ein Hoffnungsschimmer auch für die 80 Angestellten. Zufall ist es wohl nicht, dass kurz nach Scarlett Johanssons Auftritt das "Vogue"-Interview – zunächst online – veröffentlicht wurde. Ein ganzer Stab von Strategen soll hinter den Kulissen am Marchesa-Comeback arbeiten, erfährt GALA aus Branchenkreisen. Chapman-Auftritte in Talkshows und eine neue Kollektion im Herbst seien geplant.
Anna Wintour nimmt eine wichtige Rolle ein
Die "Vogue"-Chefredakteurin spielt bei dem Plan eine wichtige Rolle: Anna Wintour war Gastgeberin der Met-Gala, stellt sich außerdem im Editorial der Juni-Ausgabe ihrer Mode-Bibel schützend vor Georgina Chapman: "Sie hatte keine Ahnung vom Benehmen ihres Mannes. Sie dafür zu bestrafen ist falsch." Ob viele Menschen diese Sicht teilen oder eben nicht, wird über das Marchesa-Schicksal entscheiden. Vielleicht floriert das Unternehmen bald wieder – und durch die aktuelle Medienpräsenz womöglich erfolgreicher denn je. Georgina Chapman würde es dann vom US-Bundesstaat New York aus leiten. Sie will mit den Kindern India, 7, und Dashiell, 5, dorthin ziehen, in ein Bauernhaus.
"Ich bin eine Frau in einer beschissenen Situation"
Die Stadtvilla in West Hollywood hat Harvey Weinstein verkauft. Er lebt derzeit in Phoenix, macht eine ambulante Therapie. Auch er arbeitet an einem Comeback, ist zu hören, eventuell im asiatischen Filmbusiness oder in Europa. Mit seinen Kinderndarf er nur noch unter Aufsicht eines Psychologen telefonieren. Georgina Chapman zufolge lieben die beiden ihren Vater sehr. Sie selbst ertrage es kaum, dass sie ihnen den Schmerz nicht abnehmen kann: "Ich habe Momente, in denen ich um sie weine." Wie wird das weitere Leben ihrer Kinder aussehen? Was werden die Leute ihnen sagen? Solche Fragen treiben sie um. Sich selbst wolle sie gar nicht so wichtig nehmen: "Ich bin eine Frau in einer beschissenen Situation, aber die ist nicht einzigartig."Bei diesem Satz werden ihr jedenfalls Millionen betrogener Frauen zustimmen.
Von Engeln, Heiligen + Co.
So schön waren die Looks der Met Gala 2018
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